Gestern Kollege, heute Chef!
Wer für eine Führungsposition vorgeschlagen wird, sollte sich auch mit den Auswirkungen derselben auseinandersetzen. Neuen Führungskräften muss bewusst sein, dass sich einiges ändern wird – gewollt oder nicht! Die neue Position erfordert fortan, sich in unterschiedlichen Welten zu bewegen. Diese gilt es zu erkennen, aber auch lieben zu lernen!
Die fachliche Ebene stellt dabei meist die kleinere Barriere dar, da sie meist auch die notwendige Grundlage bildet. Neu kann jedoch sein, dass fortan fachliche Themen, in anderen, meist hierarchisch höheren Ebenen, zu vertreten sind. Rasch kann dabei eine fachspezifische Beanstandung der neuen Position, respektive der Person, hängenbleiben.
Daraus ergibt sich eine weitere Herausforderung: Das Verhalten der neuen Führungskraft im Umgang mit anderen Führungskräften und Führungsebenen. Die Situation muss zwar nicht zwingend neu sein, kann sich jedoch verändert als bisher darstellen. Dabei können sich Gesprächsinhalte und -grundlagen plötzlich ändern, vorhandene Beziehungen umschlagen oder ein modifiziertes Kommunikationsverhalten entstehen. Dieses so genannte Managementverhalten ist besonders zu Beginn eines Karrieresprunges als durchaus empfindlich und fordernd anzusehen. Deshalb sollte es auch mit einer dementsprechenden Achtsamkeit behandelt werden.
Letztendlich geht es aber auch um die eigentlichen Führungsaufgaben. Diese sind als durchaus komplex anzusehen. Sie zu verstehen und sich darauf einzustellen, ist ein umfassender und laufender Prozess. Wird nicht rechtzeitig auf die neue Situation eingegangen, können sich daraus schwerwiegende Folgen für die Betroffenen, deren Team sowie dem Unternehmen selbst ergeben. In der Lage sein zu beobachten und zu erkennen, wann die Dinge nicht so laufen wie sie sollen ist eine Gabe, welche erlernt werden kann. In Führungspositionen wird dieses Thema jedoch gerne vernachlässigt oder gar unterschätzt.
Als neue Führungskraft steht man auch plötzlich von der Tatsache, dass sich Merkmale der neuen Position auf Entscheidungen anders auswirken können:
- Informationsweitergabe (Was darf vermittelt werden?)
- Umgestaltung (Welche Schritte sind durchführen?)
- Arbeitsklima (Wie verändern sich die Beziehungen zueinander?)
- Vertretung nach Außen (Repräsentation der Führungskraft und des Teams)
All diese Themen müssen letztendlich auf Situation und Gegenüber angepasst werden. Erkennt man die Spielregeln nicht, kann sich dies rasch zu einem Spießrutenlauf entwickeln. Trotz allem ist es erforderlich hinter den eigenen Entscheidungen zu stehen und diese gegebenenfalls auch zu verteidigen.
Bei all dem spielt das Kommunikationsverhalten eine wichtige Rolle – das Agieren ebenso, wie das Reagieren. Wie und was sollte dabei beachtet werden? Beispielhaft seien einige Eckpunkte erwähnt:
- Mitarbeiterführung (planen, Ziele setzen, umsetzen, kontrollieren, beurteilen, MA fördern…)
- Informationsweitergabe im Unternehmen (starr, flexibel, formal, informell…)
- Informationswege (schriftlich, mündlich, direkt, indirekt…)
- Regeln (laufend, rechtzeitig, regelmäßig, vollständig, verständlich…)
- Muster (Erreichbarkeit, Informationskanäle und -dichte, Feedback…)
Nicht zuletzt nimmt mit der neuen Position die gegenseitige Erwartungshaltung enorm zu, auch wenn dies oft nicht sofort ersichtlich zu sein scheint. Auf der einen Seite werden Vertrauensvorschüsse an die jeweilige Person verteilt, auf der anderen Seite möchte man den Erwartungen des Unternehmens auch gerecht werden.
Doch was macht eine gute Führungskraft letztendlich aus? Es sind viele Faktoren, welche sich auf den unterschiedlichsten Ebenen zu einem großen Gesamten vereinen – Themen wie Werte, Ziele, Entschlossenheit, Inspiration, Motivation, Vertrauen, Wertschätzung, Mitarbeiterförderung, Beobachtung und vieles mehr. Jede Person hat dabei seine individuellen Favoriten. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam. Sie müssen im passenden Verhältnis zur Person, Mitarbeiter/innen und dem jeweiligen Unternehmen stehen.